Der Einstieg in die Foodfotografie
Wollt ihr eure Rezepte fotografieren, seid euch aber nicht sicher, wo ihr anfangen sollt? In diesem Artikel geht es um Foodfotografie für Anfänger. Foodfotografie öffnet die Tür zu vielen Möglichkeiten, wie Food-Blogging, Instagramming, das Schreiben von E-Books, Produktfotografie und mehr!
Sie ist auch ein kreatives Ventil und eine kreative Möglichkeit, mit Farbe zu spielen und euren eigenen Stil auszudrücken. Ganz nebenbei hat man auch viel leckers Essen um sich (so lange man echtes Essen fotografiert).
In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es für gute Aufnahmen ankommt und welche Ausrüstung für die Foodfotografie benötigt wird.
Die richtige Ausrüstung für die Foodfotografie
Wir alle wissen, dass Fotografieren teuer sein kann, aber man muss nicht von Anfang an direkt viel Geld in die Ausrüstung investieren. Ihr könnt mit minimaler Ausrüstung schon großartige Fotos machen und euch in die Materie einarbeiten.
Die richtige Kamera für Foodfotografie
Option 1: Handy
Benötigt wird natürlich eine Kamera! Wenn ihr gerade erst am Anfang steht und einsteigen wollt, könnt ihr euer Handy nehmen. Mit einer App wie VSCOcam oder Halide und ein paar Zusatzobjektiven könnt ihr schon die ersten Schritte in der Foodfotografie gehen.
Solltet ihr das Abenteuer Fotografie aber vertiefen wollen, holt euch lieber eine Digitalkamera.
Option 2: Kompaktkamera
Wenn ihr zur Kamera greift, holt euch ein Modell, das leicht zu bedienen ist, aber einen M-(manuell) Modus hat. Warum das wichtig ist, erklären wir gleich.
Eine fantastische Kamera, an der ihr lange Freude haben werdet, ist die Sony RX100 III (oder IV, V, VI, VII wenn ihr mehr Geld ausgeben wollt). Die Features der späteren Modelle sind nur in Spezialsituationen wirklich besser.
Option 3: DSLR oder spiegellose Systemkamera
Eine digitale Spiegelreflexkamera ist sowohl im Preis als auch in der Lernkurve steiler. Der Wechsel zu einer digitalen Spiegelreflexkamera macht in der Foodfotografie für Anfänger einen großen Unterschied in der Klarheit und Farbdarstellung. Ihr habt mit einer DSLR oder Systemkamera viel mehr Kontrolle in verschiedenen Lichtsituationen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass ihr durch die Objektivwahl maßgeblich die Bildwirkung verändern könnt und es für verschiedene Situationen wie Draufsicht, Detailaufnahmen oder Umgebungsaufnahmen besonders gute Objektive gibt.
Empfehlenswerte Modelle zum Einstieg sind
- gut und günstig: Canon EOS 2000D, Nikon D3500 oder Fujifilm X-T100
- Mittelklasse: Canon 800D, Nikon Z50 oder Fujifilm X-T20
- Ich will das Beste: Canon EOS RP, Nikon D780, Nikon Z6, Fujifilm X-T3, Sony A7M3
Denkt dran, dass bei DSLRs und Sytsemkameras die Gehäuse nur die Grundlage bilden, und ihr die Ausrüstung jederzeit um passende Objektive ergänzen könnt.
Ein guter Anfang ist ein Allround Zoom. Das könnt ihr ergänzen um ein 50mm (oder 35mm) (welches ihr schon haben solltet) und ein Makro Objektiv.
Foodfotografie für Anfänger: Die Einstellungen
Egal, ob ihr eine einfache Digitalkamera, eine Spiegelreflexkamera oder euer Smartphone verwendet, die Grundprinzipien der Komposition sind die gleichen.
Verschlusszeit, Blende und Lichtempfindlichkeit sind die drei Elemente, die die Helligkeit eurer Bilder beeinflussen.
Verschlusszeit
Die Geschwindigkeit, mit der sich der Verschluss öffnet, kann verlangsamt werden, damit bei schlechten Lichtverhältnissen mehr Licht auf den Sensor fällt. Wenn der Verschluss jedoch länger geöffnet ist, kann es zu mehr Unschärfe bei Aufnahmen aus der Hand kommen, weshalb man eventuell ein Stativ benötigt.
Als Faustregel gilt, dass ihr bis zu einer 1/125stel Sekunde aus der Hand fotografieren könnt. Bei längeren Verschlusszeiten solltet ihr ein Stativ verwenden, um verwackelte und unscharfe Aufnahmen zu vermeiden.
Blende
Die Blende bezieht sich auf die Breite der Öffnung des Objektivs. Das Öffnen der Blende lässt mehr Licht einfallen und erzeugt zudem eine geringe Schärfentiefe, was zu mehr Hintergrundunschärfe führt. Dieser Effekt ermöglicht es, den Blick des Betrachters auf die Stelle zu lenken, auf die die Kamera fokussiert ist.
Je niedriger die Zahl, desto größer ist die Blende. Wenn ihr also einen scharfen Fokus in einem bestimmten Bereich mit viel Hintergrundunschärfe wünscht, solltet ihr eine niedrigere Zahl zwischen 1,8 und 4 wählen. Wenn ihr möchtet, dass Hintergrundobjekte schärfer fokussiert werden – eine größere Schärfentiefe – solltet ihr eine höhere Zahl wählen, zum Beispiel 8 oder 11.
Bedenkt hierbei, dass die geschlossene Blende nicht so viel Licht einlässt und ihr die Verschlusszeit entsprechend anpassen müsst.
ISO
Das dritte Element, dass die Helligkeit der Bilder beeinflusst, ist der ISO-Wert. Er zeigt an wie stark das Signal verstärkt wird, dass auf den Sensor trifft. Je höher der Wert, desto mehr Verstärkung. Leider hat das den Nebeneffekt, dass Rauschen ins Bild kommt und störende Artefakte auftauchen können.
Hier gilt der Leitsatz so tief wie möglich, so hoch wie nötig. Idealerweise bewegt ihr euch in dem Bereich ISO 100 – 800. Um das hinzubekommen, solltet ihr ein Stativ nutzen und auf das richtige Licht achten.
Das richtige Licht für Foodfotografie
Für Anfänger in der Foodfotografie kann es ausreichen, natürliches Tageslicht für die Aufnahmen zu verwenden. Ihr könnt eine geeignete Stelle im Freien oder an einem Fenster finden. Das Licht lässt sich mit einem Reflektor verstärken und auf das zu fotografierende Objekt bündeln. Unabhängig vom Sonnenschein und der Tageszeit werdet ihr mit Kunstlicht, da tut es am Anfang ein einfaches Set Studiolampen mit Softboxen.
Bei beiden Optionen könnt ihr das zur Verfügung stehende Licht auf zwei verschiedene Arten modifizieren. Eine Möglichkeit ist es, durch die Richtung des Lichts mehr dramatische Effekte zu erzeugen. Das Essen von hinten zu beleuchten gibt einen spannenden Effekt. Das Gegenlicht ist ein großartiges Mittel für viele verschiedene Arten der Fotografie.
Die andere Möglichkeit besteht darin, Leuchten oder Reflektoren zu benutzen, um eine gleichmäßige Beleuchtung zu erreichen.
Nach Möglichkeit empfiehlt es sich, natürliches Licht zu verwenden. Es gibt professionelle Fotolampen, die das natürliche Licht nachahmen können. Ihr tut euch einfacher am Anfang zu lernen mit der Kamera umzugehen. Kunstlicht bringt nochmal eine ganz neue Komplexität ins Spiel.
Das Wichtigste ist, die Innenbeleuchtung in der Küche vermeiden, da sie meistens einen gelben Schein auf eure Speisen wirft. Wenn ihr jedoch Aufnahmen um 17 Uhr an einem regnerischen Tag im November machen wollt und keine andere Wahl habt, als Ihre Innenbeleuchtung zu verwenden, stellt den Weißabgleich der Kamera entsprechend auf Kunstlicht um. Dadurch wird mehr Blau in die Aufnahme eingefügt und das Gelb etwas neutralisiert.
Tipps für die Foodfotografie für Anfänger
Das Aufnehmen von leckeren Lebensmittelfotos ist eine Fähigkeit wie jede andere, insofern, dass man es erst lernen muss ;). Es gibt aber dennoch eine Reihe von schnell erlernbaren Tricks, die einzigartig für die Foodfotografie sind und die man beherrschen sollte.
Wenn wir einen Blick zurück auf frühere Tage der Lebensmittelfotografie werfen, sehen wir, dass in den 60er Jahren diese Art von Fotos ähnlich wie Porträts aufgenommen wurden, meist von oben ausgelegt und aufgenommen.
In der Werbung wurden Lebensmittel meist als Teil einer größeren Komposition präsentiert, wie zum Beispiel mehrere Gerichte auf einem großen Tisch oder von der klassischen Hausfrauenfigur gehalten.
Eine weitere überraschende Tatsache ist, dass viele Marken tatsächlich natürliche Zutaten durch künstliche ersetzt haben, um ein reichhaltiges, appetitliches Aussehen zu erhalten und den Mangel an lebendiger Farbgebung des Films zu dieser Zeit auszugleichen.
Bei einem Foto von einem großen Eisbecher könnte man entsetzt sein, wenn man hört, dass das Eis in Wirklichkeit Kartoffelpüree, die Schlagsahne Rasierschaum und der Sirup synthetisches Öl war.
Die Foodfotografie hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und obwohl der Trend zur Verwendung künstlicher Zutaten nicht mehr so populär ist, gibt es immer noch viele Tricks, mit denen man atemberaubende Lebensmittelfotos machen kann.
- Arbeite mit einem Food-Stylisten
Ein Food-Stylist ist die Person, die für die Komposition des Fotos verantwortlich ist, sowie für das perfekte Styling des Gerichts. Diese Person hat auch ein tiefes Verständnis für Ästhetik und weiß, wie man verschiedene Requisiten einbaut, eine Stimmung erzeugt, eine Farbpalette auswählt und sogar eine bestimmte Emotion hervorruft.
Keine Sorge: Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt, mit einem professionellen Food-Stylisten zusammenzuarbeiten, gibt es dennoch eine Reihe von Tipps für hervorragende Food-Fotografie, die ihr selbst durchführen könnt – und die Sie im Rest dieses Artikels entdecken werden.
Ihr könnt euch die Fähigkeit selbst aneignen, oder vielleicht habt ihr einen Freund/Partner mit dem ihr die Projekte zusammen angehen wollt.
- Frische Lebensmittel verwenden
Versucht, eure Zutaten nicht zu weit im Voraus zu kaufen. Die Haltbarkeit der meisten Produkte beträgt etwa 2-4 Tage. Je länger ihr wartet, desto deutlicher wird es bemerkbar sein. Recherchiert, wie ihr die Lebensmittel am besten lagern könnt, um ein appetitliches Ergebnis zu bekommen.
- Spielt mit dem Essen!
Erinnern ihr euch, was Großmutter immer gesagt hat? Nun, jetzt ist das Spielen mit dem Essen nicht nur erlaubt – es ist auch sehr empfehlenswert. Widmet den Tag vor den Aufnahmen den Erlebnissen. Experimentiert mit euren Zutaten, um zu sehen, wie sie miteinander reagieren und um Fehler zu vermeiden, die euch Zeit und Geld kosten könnten.
Wenn ihr zum Beispiel eine Schüssel Müsli fotografiert, versucht mal Milch durch Joghurt zu ersetzen, der eine dickere Konsistenz hat und die Haferflocken an der Oberfläche hält. Bestimmte Lebensmittel verändern ihre Farbe, dehnen sich aus oder vergrößern sich, wenn sie mit Hitze oder Kälte in Kontakt kommen. Versucht daher immer, am Vortag einige Testaufnahmen zu machen und rauszufinden was auf dem Bild gut aussieht.
Es gibt viele spannende Ideen wie man Essen immer noch besonders darstellen kann. Pablo Gil lässt sein Essen in dieser Serie schweben. Eine Anleitung (auf Englisch) findet ihr auf dem Blog von 500px.
- Ergänzt die Gerichte durch Requisiten und Accessoires
Wenn ihr eurem Foto eine persönliche Note geben möchtet, versuchet, Requisiten oder Accessoires in das Foto zu integrieren. Verschiedene Requisiten übertragen unterschiedliche Energien auf den Betrachter. Versucht es mit getrockneten Kräutern, Körben, schönen Schalen, Handtücher, einem Schneidebrett, einem interessanten Stoff, um verschiedene Emotionen zu wecken. Ein Besuch auf dem Flohmarkt kann sich auch manchmal lohnen wenn ihr nach besonderen Requisiten sucht.
Was auch immer ihr wählt, stellt sicher, dass die Accessoires nicht vom eigentlichen Gericht ablenken.
- Aufnahmen mit weichem Licht
Lebensmittel neigen dazu, bei weichem, natürlichem Licht auf Fotos besser auszusehen, als bei mittlerer oder harter Beleuchtung. Wenn ihr natürliches Licht durch ein großes Fenster nutzen könnt, ist es ideal. Wenn eure Beleuchtung zu hart ist, versucht, die harten Schatten mit einem Reflektor zu entschärfen. Investiert Sie in eine gute Softbox oder Schirme, um ein warmes, zartes Licht zu erreichen wenn ihr Kunstlicht nutzen wollt.
- Schafft eine einzigartige Komposition
Es gibt drei Winkel, die in der Lebensmittelfotografie häufig verwendet werden:
Der erste Winkel ist ein 90-Grad-Winkel (Draufsicht) von oben. Diese Art von Winkel ist sehr populär in der Foodfotografie für Anfänger und gibt dem Gericht ein Gefühl der Übersichtlichkeit. Dieser Ansatz empfiehlt sich für Gerichte mit unterschiedlichen Texturen wie Müsli-Schalen, Salate, Pizza, Tapas-Gerichte und mehr.
Der zweite Winkel ist der 45-Grad-Winkel (stehendes Augenlicht), der es euch ermöglicht, die gesamte Szene zu betrachten und dem Foto eine gewisse Tiefe zu verleihen. Dieser Winkel ist sehr beliebt und wird am meisten für Lebensmittel empfohlen, die Schichten haben, wie zum Beispiel einen Hamburger, Kuchen oder eine Schale mit Obst.
Dies ist auch ein großartiger Winkel, wenn ihr das Innere der Gerichte zeigen möchtet. Um einen warmen, weichen Hintergrund und ein scharfes Zentrum zu erreichen, versucht, die Blende sehr offen zu halten und spielt mit der Lichtempfindlichkeit eurer Kamera (normalerweise ISO 100).
Der letzte Winkel ist der 0-Grad-Winkel (Tischebene). Diese Perspektive ist großartig, wenn ihr Höhe, Textur oder Farbunterschiede hervorheben wollt, wie zum Beispiel eine Serie von Gläsern, die mit bunten Säften gefüllt sind oder eine Reihe von Früchten von Babygröße bis hin zu gigantisch.
- Der Blick über den Tellerrand: Arbeitet mit einem Modell
Ihr werdet feststellen, dass es sehr üblich ist, Essen in einer Studioatmosphäre zu fotografieren, normalerweise mit Geschirr auf einer flachen Oberfläche. Traut euch, über den Tellerrand hinaus zu schauen und Lebensmittel in neuen Umgebungen zu fotografieren.
Viele professionelle Fotografen fotografieren gerne Köche, die in einer geschäftigen Küche arbeiten, um die Atmosphäre und Energie des Ortes einzufangen. Andere wiederum fotografieren gerne Menschen und ihre Beziehung zum Essen, wie ein Kind, das eine Eistüte hält. Die Kombination dieser beiden Methoden kann zu einer sich ergänzenden Komposition führen, die eine Geschichte über das Essen erzählt, das Sie aufnehmen.
Letztendlich geht es immer darum, eine bestimmte Stimmung oder Geschichte zu erzählen. Überlegt euch, wie ihr das am Besten in Szene könnt und dem Betrachter das Gericht schmackhaft macht.
Welche Punkte findet ihr besonders wichtig bei der Foodfotografie für Anfänger? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.