Das hier ist der erste Artikel einer Reihe zum Thema Gebrauchtkauf.
Wenn Ihr eine Kamera gebraucht kaufen wollt, der Prozess Euch aber Sorgen bereitet, dann kann diese Artikelserie Euch hoffentlich die Angst etwas nehmen. Vielleicht fühlt Ihr Euch unwohl dabei, einem fremden Menschen viel Geld für eine Kamera oder ein Objektiv zu überweisen. Diese Beiträge sollen den Prozess etwas verdeutlichen, Euch ein paar gute Webseiten zum Kaufen zeigen und Euch ein paar Tipps geben, um den Handel sicherer zu machen. Es gibt auch Händler und Geschäfte, die gebrauchte Kameras und Objektive anbieten (Amazon hat z.B. die Warehouse Deals), der Prozess ist aber meist einfacher, da die gewerblichen Verkäufer gewisse Standards erfüllen. Ihr solltet diesen Artikel lesen, und wenn Ihr dann bereit seid Euch auf die Suche zu machen, hilft der Beitrag „Wo kann ich Kameras gebraucht kaufen?“. Gehen wir aber erst mal der Frage nach, ob es sich überhaupt lohnt, gebrauchte Fotoausrüstung zu kaufen.
Warum sollte ich eine Kamera gebraucht kaufen?
Der Hauptgrund ist, dass Ihr dabei viel Geld sparen könnt. Besonders Kamerabodies haben einen hohen Wertverlust – Die Nikon D600 z.B., die bei Einführung in 2012 knapp 2000€ gekostet hat, ist nun teilweise für nur ca. 900€ zu bekommen. Damit hat man zwar einen Body der letzten Generation, allerdings haben vor nur zwei Jahren noch Profis damit gearbeitet. Die Verbesserungen sind häufig von einer Generation zur Nächsten nur Kleinigkeiten.
Eigentlich verlieren Bodies schon beim Auspacken an Wert, weshalb man auch aktuelle Bodies finden kann, die weit unter dem Neupreis verkauft werden.
Im Gegensatz dazu ist der Werteverfall bei Objektiven nicht so hoch – einige werden sogar mit der Zeit teurer. Bei aktuellen Modellen ist der Gebrauchtkauf aber trotzdem günstiger, als die Linse neu im Laden zu holen. Wenn man klug kauft, also die Preise vergleicht und bei einem guten Deal zugreift, kann man das Objektiv auch ohne Verlust weiterverkaufen. Wenn man sogar sehr klug kauft, macht man beim Weiterverkauf sogar Gewinn ;). Objektive werden mit der Zeit nicht schlechter, deswegen gibt es immer noch teuer gehandelte und begehrte Linsen aus vergangenen Jahrzenten.
Etwas Recherche über den Preis ist absolut notwendig, damit Ihr wisst, ob Ihr ein tolles Angebot vor Euch habt oder nicht. Für Canon (hier), Nikon (hier) und Sigma (hier) gibt es z.B. Pöppings Gebrauchtpreisliste als Richtlinie. Internetforen oder Kleinanzeigen sind ebenfalls gute Anlaufstellen, um zu sehen, wie teuer Artikel dann tatsächlich verkauft werden. Vergleicht also lieber die Preise, statt gleich beim ersten scheinbar guten Angebot zuzugreifen.
Was ist wichtig, wenn ich von Privatpersonen kaufe?
In welchem Zustand ist die Kamera?
Im Wesentlichen gibt es vier Punkte auf die man achten sollte, um den Zustand zu bestimmen:
- Die Anzahl der Auslösungen sollte nicht zu hoch sein. Jede Kamera hat eine bestimmte Anzahl an Auslösungen, für die sie ausgelegt ist. Diese Zahl ist vergleichbar mit dem Kilometerstand bei Autos, sie ist also ein Hinweis darauf, wie viel die Kamera genutzt wurde. Bei vielen Einsteigermodellen liegt diese Auslösezahl bei 50.000, bei Profikameras zwischen 150.000 bis 400.000. Das ist nur eine grobe Richtlinie – Einige gehen früher kaputt, andere funktionieren viel länger. Die Anzahl der Auslösungen ist aber trotzdem ein guter Ansatzpunt zum Bestimmen des Zustandes.
- Fragt nach dem Alter. Betrachtet Alter und Anzahl der Auslösungen am besten zusammen. Bei einer etwas neueren Kamera habt ihr idealerweise sogar noch eine Herstellergarantie. Fragt in dem Fall nach der Rechnung, oder versucht zumindest, eine Kopie zu bekommen.
- Achtet auf die Gebrauchsspuren und verlangt Detailbilder, wenn Euch etwas wichtig ist. Mich persönlich stören kleine Kratzer nicht, aber andere hätten lieber eine makellose Kamera. Das könnt ihr selbst entscheiden. Von Profis genutzte Geräte haben in der Regel mehr durchgemacht als die Kameras und Objektive von Hobbyfotografen.
- Lasst die Finger von Kameras mit mechanischen Mängeln. Die Reperatur kostet oft mehr als ein gebrauchter Body.
Welches Zubehör ist dabei?
Achtet darauf, was mit dem Artikel geliefert wird. Zusätzliche Akkus und Speicherkarten sind bei Kameras sehr praktisch und werden nicht selten beim Gebrauchtkauf günstig dazugegeben. So kann man gut und gerne 20€ sparen. Oft bekommt man zusätzlich auch Batteriegriffe zu einem guten Preis, sowie günstige Filter beim Kauf von Objektiven. Als generelle Richtlinie kann gelten, dass Pakete mit mehreren Artikeln insgesamt günstiger sind. Ist etwas dabei, das man selbst nicht braucht, kann man es bei Nichtgefallen weiterverkaufen, und so den effektiven Preis weiter drücken.
Ist die Originalverpackung dabei?
Die Originalverpackung ist für die Lagerung und den Weiterverkauf wichtig. Legt ihr keinen Wert auf die OVP, könnt ihr günstige Angebote aufspüren. Die meisten Käufer bestehen auf die Verpackung und deshalb habt ihr bei Angeboten ohne Verpackung weniger Konkurrenten.
Worauf muss ich beim Verkäufer achten?
Es gibt einige Plattformen, auf denen Privatpersonen gebrauchte Kameras verkaufen. Die Gründe sind vielfältig – Der Verkäufer braucht Geld, um sich etwas Neues zu holen, gibt das Hobby auf oder will einfach Platz schaffen. Hat man noch keine Erfahrung mit dem Gebrauchtkauf, hat man vielleicht Angst davor, ein defektes Produkt oder sogar eine leere Verpackung geliefert zu bekommen. Das ist zwar alles schon passiert, lässt sich aber durch die Beachtung einiger weniger Regeln vermeiden. Nach meiner Einschätzung ist der Anteil an Betrügern beim Kauf von Kameras recht gering. Allerdings ist Vorsicht bekanntlich besser als Nachsicht, weshalb Ihr beim Handel die Augen offen halten solltet.
Ich selbst habe schon viel gebraucht gekauft und immer gute Erfahrungen gemacht, weil ich auf die folgenden Punkte geachtet habe:
- Beim Kontakt mit dem Verkäufer solltet Ihr Euch sicher fühlen. Klare Kommunikation ist wichtig, um Mißverständnisse zu vermeiden. Wenn ein Verkäufer zu schnellem Kauf drängt, ist das ein Warnsignal.
- Lasst Euch die Telefon- oder Handynummer des Verkäufers geben, um eine schnelle Kommunikation zu ermöglichen. Sollte es Probleme geben, ist es sehr hilfreich, direkt mit ihm in Verbindung treten zu können. Vereinbart z.B. mit dem Verkäufer, dass er die Kontodaten per sms schickt. Der Grund hierfür ist, dass man E-Mails leicht ignorieren kann, aber Anrufe nicht. Mit einem Festnetzanschluss sind auch die Adressdaten verbunden, über die Telefonnummer lässt sich also leicht ein Betrüger ausfindig machen.
- Wenn Ihr Euch dadurch sicherer fühlt, fragt nach der Adresse des Verkäufers.
- Kauft ihr in Foren oder auf ebay, überpüft das Verhalten des Verkäufers in der Vergangenheit: Hat er viele Beiträge verfasst? Kennt man ihn im Forum? Wie sind seine Bewertungen auf ebay?
- Paypal bietet einen Käuferschutz. Ihr bezahlt zwar Gebühren, habt aber im Zweifelsfall einen Vermittler bei Reklamationen.
- Um ein möglichst geringes Risiko einzugehen, ist Selbstabholung am Besten. Ihr könnt die Kamera selbst inspizieren und müsst Euch keine Sorgen machen, das falsche Produkt zu bekommen. Ihr geht keine Vorleistung ein und bezahlt nur, wenn ihr zufrieden seid.
- Ist der Preis zu gut um wahr zu sein, ist das Angebot wahrscheinlich nicht echt. Fallt nicht auf Betrüger herein, die häufig aus dem Ausland agieren!
- Solltet ihr Versand wählen, bezahlt lieber ein paar Euro mehr für eine Sendung als Paket. Pakete sind nachverfolgbar und versichert. So habt ihr einen Beweis, dass die Ware abgeschickt wurde und ein Betrüger kann nicht behaupten, die Sendung sei verloren gegangen.
Hoffentlich kann dieser Artikel euch helfen, Unklarheiten beim Gebrauchtkauf zu Beseitigen. Gebraucht zu kaufen ist eine tolle Möglichkeit, sehr günstig an die Wunschausrüstung zu kommen. Weiß man etwas mehr über den Prozess, kann man neben ebay auch weitere Seiten nutzen, wenn man eine Kamera gebraucht kaufen will.
Im nächsten Teil der Serie geht es dann darum, wo Ihr am besten nach gebrauchten Kameras suchen könnt.